TAGUNG: 21./22. März 2025, Universität Wien/University Vienna
Ort/Venue: Dekanatssaal der Theolog. Fakultät, Hauptgebäude Universität Wien
In den heutigen Nationalstaaten leben Einwohner:innen verschiedenster Herkunft mit unterschiedlichen Kulturen und ihren jeweiligen Denk- und Logiktraditionen. Doch die meisten Denker:innen glauben gerne an die Universalität der je eignen Denkstandards und die globale Verständlichkeit der eigenen Argumente. Können wir uns jedoch auf Regeln sinnvoller Kommunikation zwischen den Kulturen verlassen? Globale Probleme erfordern globale Lösungen, nicht nur in der Politik, sondern auch in der Philosophie, z.B. in der internationalen Umweltethik. Zu oft jedoch bleiben „westliche“ Denker in ihren eigenen Denktraditionen verfangen und halten - meist aus Unwissen - ihre eigenen Denkstandards für die Norm. Doch das philosophische Ideal der Weisheit ist an Überblicksperspektiven geknüpft und verbietet Einschränkungen auf Unterbereiche. Um Kommunikationsprobleme besser verstehen zu lernen wollen wir daher auf andere Methoden und Konzepte schauen und daraus lernen.
Auf der Tagung soll es also um eine kritische Ausweitung enger europäischer Vernunftkonzepte gehen, ohne jedoch in einem trivialen Relativismus zu landen. (Nach Adorno muss sich die aufklärerische Vernunft am Ende selber hinterfragen.) Die innereuropäische Kritik an der klassischen zweiwertigen Logik muss ebenso Thema sein wie die asiatischen Traditionen des Tetralemmas und die parakonsistente Logik in Südamerika, ebenso wie die Traditionen der Narrativität in Afrika. Und welchen Beitrag können die aktuellen Rationalitätsdebatten im Islam für eine Kultur kritischer und kommunikativer Rationalität leisten?
Der französische Philosoph Lyotard spricht von „Vernünften“ im Plural, denn sogar innerhalb der europäischen Tradition hat es unterschiedliche Vernunftkonzeptionen gegeben. Daher wollen wir nach den Grundlagen und Möglichkeiten einer solchen vielfachen und aspektreichen Vernunft fragen, mit der wir auch international kommunizieren können, ohne die „westlichen“ Standards bindend zu machen. Ist zum Beispiel das Konzept einer transversalen Vernunft gangbar? Und vor allem: Wie kann wechselseitiges Verstehen angesichts dieser Pluralität überhaupt erreicht werden?
Die "Erklärung über Philosophie und Interkulturalität" (informell als "Erklärung von Barletta" bekannt) wurde auf Einladung des G7-Gipfels in Italien verfasst, um ein Dokument zu erstellen, in dem einige der dringenden philosophischen Fragen erörtert werden, mit denen die G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten) und die Europäische Union konfrontiert sind.
Die Erklärung wurde am 23. und 24. Mai 2024 in Barletta, Italien, von einer Gruppe führender Wissenschaftler:innen verfasst, die an einem internationalen Philosophie-Gipfel zum Thema "Konvivialität und Dialog zwischen den Menschen" teilnahmen. Diese Erklärung wird sowohl auf dem diesjährigen G7-Gipfel (G7 Italia 2024) als auch auf dem XXV. Weltkongress für Philosophie (Rom 2024) vorgetragen.
Wortlaut der Erklärung und Verzeichnis der Autor:innen bzw. Unterzeichner:innen
in ARABISCH | CHINESISCH | DEUTSCH | ENGLISCH | RUSSISCH | UKRAINISCH
mehr dazu in Kürze ...
Webseite mit weiteren Informationen über die Erklärung von Barletta: Bryan Van Norden
Wie durch den Einspruch von Studierenden an der bisher nicht erfolgten Nachbesetzung und der möglichen Umwidmung des Lehrstuhls „Philosophie in der globalen Welt“ in “östliche Philosophie” einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden ist, droht der über Jahrzehnte hinweg aufgebaute Forschungsschwerpunkt „interkulturelle Philosophie“ am Institut für Philosophie der Universität Wien grundsätzlich in Frage gestellt zu werden.
Die GIP (Gesellschaft für interkulturelle Philosophie) organisiert ab dem Sommersemester 2020 monatlich eine Online-Vorlesung. Details und Programm auf der Homepage der GIP
Teilnahme über Anmeldung per E-Mail an weidtmannuni-tuebingende jeweils bis einen Tag vor einem Termin.
Philosophieren ist nicht nur eine kulturelle Tätigkeit, es findet immer auch in einem kulturellenKontext statt. Einen solchen Kontext bot und bietet aber nicht bloß, wie generell angenommen, die okzidentale Kultur. Daher verstehen wir unter interkulturellem Philosophieren zunächst die Orientierung, philosophische Diskurse aus vielen verschiedenen Kulturen und Traditionen als gleichberechtigte Beiträge wahrzunehmen und zu respektieren.
Es reicht aber nicht, verschiedene Philosophien vergleichend nebeneinander zu stellen. Philosophische Diskurse unterschiedlicher Traditionen sind in einen offenen gemeinsamen Raum zu leiten - damit sie in einem Polylog ihre Unterschiede verstehen, einander verändern und gemeinsame Positionen entwickeln können. Das Projekt interkulturelles Philosophieren wird von der Annahme getragen, dass Probleme unserer heutigen Welt nur durch Beiträge aller betroffenen Kulturen und Traditionen gelöst werden können. Die WiGiP versteht sich als ein Forum eines solchen philosophischen Polylogs.
Gründungsmitglieder waren: Ursula Baatz, Hakan Gürses, Peter Jurkowitsch, Diethard Leopold, Michael Shorny, Wolfgang Tomaschitz, Franz M. Wimmer, Fritz Mühlöcker und einige andere.
Ehrenmitglieder sind: Michael Shorny, Mathias Thaler, Tina Ambos, Hsueh-i Chen
Hans Schelkshorn Präsident
Mădălina Diaconu Stellvertreterin des Präsidenten
Franz Gmainer-Pranzl Schriftführerin
Cristina Chițu Stellvertreterin des Schriftführers
Thomas Hübel Kassier
Michael Shorny Stellvertreter des Kassiers und Webmaster
Erweiterter Vorstand:
Graham Parkes, Bianca Boteva Richter, Fabian Völker, Julio Mendivil, Jasper Albrecht, Magdalena Kraus, Lubomir Dunaj, Natascha Gruber
Cornelia Kogoj 1. Rechnungsprüferin
Sabine Schwaighofer 2. Rechnungsprüferin
WiGiP-Statuten 2012 als PDF
Gefördert von: